Die Naturtherapie: Ein Weg zu uns selbst

Viele Menschen tragen in sich eine tiefe Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, nach Naturverbundenheit. Gleichzeitig ist unsere Lebenswelt immer stärker geprägt von Digitalisierung und fehlendem Kontakt zur Natur. Frank Rihm, Leitender Kreativtherapeut in den Heiligenfeld Kliniken für Psychosomatik und Psychotherapie im unterfränkischen Bad Kissingen, stand uns für Fragen zur Verfügung.

Haben wir den Kontakt zu unserer Umwelt, zur Natur verloren?

Es gibt tatsächlich bereits viele Untersuchungen, die genau das zeigen. Die Urbanisierung betrifft uns alle, und insbesondere bei Kindern erkennt man deutlich den fehlenden Bezug zur Natur. Zum einen wissen sie einfach weniger, zum anderen haben sie Schwierigkeiten, Natur wirklich zu erfahren. In der Konsequenz – da wir alle auch Teil der Natur sind – führt dies dazu, dass wir auch den Kontakt zu uns selbst verlieren, zu unserer eigenen Natürlichkeit.

Was versteht man in diesem Zusammenhang unter Naturtherapie?

Die zentrale Frage lautet: Wie kann ich mich selbst wieder als Teil der Natur empfinden? Der Begriff Umwelt ist in diesem Zusammenhang leider auch bereits problematisch, denn er impliziert eine Spaltung zwischen mir auf der einen und der Natur auf der anderen Seite, obwohl wir eigentlich untrennbar zusammengehören. Deswegen wäre es besser, von Mitwelt zu sprechen. In der Naturtherapie geht es darum, über den Naturbezug und die Erfahrungen in der Natur wieder in Kontakt mit der eigenen Natürlichkeit zu kommen, in die Auseinandersetzung mit sich selbst.

Für wen ist Naturtherapie besonders geeignet?

Vereinfacht gesagt für alle Menschen, da wir alle dem Prozess der Urbanisierung unterworfen bzw. davon betroffen sind und die nachteiligen Auswirkungen der fehlenden Naturverbundenheit spüren. Im psychosomatischen Setting, in dem ich arbeite, profitieren etwa traumatisierte Patientinnen und Patienten in deutlichem Maße. Sie erleben Natur als Ressource und können Schritt für Schritt wieder Vertrauen aufbauen. Der Kontakt zu Tieren ist hierbei auch wichtig. Und hochsensible Menschen oder Menschen mit ADHS profitieren sicher auch in besonderem Maße. Unabhängig vom Krankheitsfokus kann es natürlich auch für Führungskräfte, Manager usw. eine besondere Erfahrung sein, über die ein Zugang zu mehr Mitgefühl und Selbstmitgefühl erreicht werden kann.

Haben Sie noch eine Empfehlung für unsere Leserinnen und Leser?

Gehen Sie raus, gehen Sie in die Natur! Und versuchen Sie dabei ganz bewusst, oder – um einen häufig genutzten Begriff ebenfalls zu verwenden – achtsam in der Natur zu sein. Etwas provokant gesagt bringt es wenig, durch den Wald zu rennen und dabei über die Firma, die nächsten To-Do-Punkte oder andere Themen nachzudenken, die mit dem aktuelle Erleben, dem Hier und Jetzt, nichts zu tun haben. Dann rauscht der Wald nur an mir vorbei. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Sinne: Was sehe, höre, rieche ich? Schließen Sie Ihre Augen und atmen zu tief ein. Bleiben Sie einfach mal stehen und konzentrieren Sie sich auf die umgebenden Geräusche: Das Rauschen der Blätter im Wind, einen murmelnden Bach, Vogelgezwitscher usw. Wissen Sie, wie Tannennadeln riechen? Und natürlich ist ein Garten auch eine tolle Gelegenheit, um mit der Natur in Kontakt zu kommen. Mit den Händen in der Erde wühlen.

Naturtherapie in der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen

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Die Naturtherapie

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Frank Rihm

Frank Rihm

Frank Rihm leitet die Kreativtherapie aller Heiligenfeld Kliniken und ist bereits seit 1996 als Therapeut in den Heiligenfeld Kliniken tätig. Als Dipl.-Musiktherapeut und TaKeTiNa-Rhythmustherapeut liegt im besonders die Rhythmustherapie am Herzen. Ausgebildet ist er in den psychotherapeutischen Verfahren Gestalttherapie und Somatic Experiencing und besitzt die EAP-Zertifizierung in Tiefenpsychologischer Psychotherapie.

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Eine Antwort

  1. So ein wichtiges Thema, dass mich in meinem Alltag seit einiger Zeit auch stark beschäftigt. An meinem Sohn, der einen Waldkindergarten besucht, sehe ich täglich wie heilsam der Kontakt zur Natur ist und doch kann ich mich dem nicht “hingeben” und schaffe es auch auf unseren gemeinsamen Spaziergängen durch den Wald nicht wirklich abzuschalten. Ich habe deswegen mittlerweile eine Mutter-Kind-Kur für uns beantragt und hoffe, dass ich die Zeit im bayerischen Wald dann intensiver wahrnehmen kann.

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