Nachdem wir uns kürzlich in einem Beitrag den Frauen gewidmet haben, hat sich mein Kollege John Nölte-Sayed nun Gedanken über die Männer gemacht.
Keine Frage – Männer können Großes leisten. Es ist wahrscheinlich auch den Männern zuzuschreiben, dass unser Zeitgeist sich mit “höher – schneller – weiter” beschreiben lässt. Doch irgendetwas scheint zu fehlen. Wir haben uns die Natur so gut es geht Untertan gemacht, leben in unserem Land weitestgehend im Luxus … doch glücklich und erfüllt sind wir laut Statistik nicht.
Es ist eine leise Welle, die da an Größe gewinnt. Es sind Männer, die versuchen sich und der Welt auf den Grund zu gehen, statt sich nur mit Arbeit oder Alkohol abzulenken. Männergruppen, in denen nicht nur über Autos und Fußball gesprochen wird, sind am Wachsen.
Spätestens wenn ein Mann zum Vater wird, tauchen Fragen und Unsicherheiten darüber auf, was denn ein kleiner Mensch braucht, um zu gedeihen. Vielleicht realisieren wir, dass wir in unserem eigenen Mann-Werden Defizite erlebt haben, zumal die meisten kleinen Jungs größtenteils von Frauen erzogen wurden, während die Väter oft abwesend waren. Das Männerbild des vergangenen Jahrtausend scheint ohnehin nicht mehr ganz zu den heutigen Herausforderungen zu passen.
Stark und Verletzlich
Grönemeyers Song vom Mann-Sein beschreibt so schön deutlich, dass es ja auch die Innenwelt eines Mannes gibt. In der heutigen Welt gewinnen anscheinend gerade die inneren Aspekte an Bedeutung (hoffentlich noch rechtzeitig, bevor unser Streben nach äußerem Wachstum uns noch alle umbringt).
Wer bin ich? Wie bereichere ich diese Welt? Für was bin ich bereit, all meine Kraft einzusetzen? Für welche Werte stehe ich? Laufe ich einem Ideal hinterher oder beginne ich mich selbst zu erkennen und anzunehmen? Was hilft mir, mich zu öffnen und mich in Partnerschaft und Gesellschaft mit meinen Stärken und Ängsten zu zeigen?
Ein unschätzbarer Rückhalt bei diesen Fragestellungen ist das Andocken an die Gemeinschaft von Männern, die den Mut haben, Sich und Anderen von Grund auf ehrlich zu begegnen. In solchen Begegnungen jenseits der Konkurrenz und Rivalität kann wahre Stärke, Klarheit und Lust am Leben geboren werden.
Vielleicht ist der nächste große Entwicklungsschritt der Männerwelt ein Schritt nach innen, sodass unsere folgenden großen Menschheitsprojekte in würdevoller Verbindung mit dem eigenen Herzen stehen und die Schöpfung achten? Ich würde es mir wünschen 🙂
Die Akademie Heiligenfeld bietet zu diesem Thema das Seminar “Mit Herz und Schwert – Männergruppe” an.
4 Antworten
Auf diesen Artikel habe ich gewartet. Wunderbar! In meinem persönlichen Umfeld erlebe ich mit Freude die hier beschriebenen Männer. Die Welt bewegt sich doch ? Und so wird es neue Vorbilder für die heranwachsenden jungen Männer geben, die in der Vergangenheit oft fehlten. Möge es ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern u Frauen geben, um den Anforderungen des Lebens lösungsorientiert u kreativ begegnen zu können.
Liebe Männer, liebe Frauen, schade das sich bis jetzt erst eine Frau zu dem Artikel geäußert hat. Lesen Männer keine Blogs? Ich habe sehr lange meine Männlichkeit darüber definiert, wie gut ich bei Frauen ankomme. Andere Männer waren nur eine Konkurrenz. Und ich habe mich gar nicht richtig als Mann gefühlt. Erst als mich Krisen auf meinen eigenen Weg der Genesung geführt haben, musste ich in einer Klinik an der Männergruppe teilnehmen. Das fand ich erst sehr komisch, so unter Männern. Dann wurde es sehr schnell zu einer meiner wichtigsten Säulen meiner Genesung, meinem Weg zu mir. “Als Mann unter Männern habe ich meinen Platz”, habe ich in meiner Männergruppe, bei “Mankind Projekt” gelernt. Da fühle ich mich regelmäßig aufgehoben, kann meine Themen unter Männern ansprechen, kann so sein wie ich wirklich bin, werde nicht bewertet, sondern in meinem Sein so angenommen, egal was mich wie bewegt. Eigentlich der gleiche Anspruch wie in Heiligenfeld. Noch ein Tipp zum lesen ist der “Männerblog” im WWW. Da schreiben Männer über ihre wichtigen inneren Erlebnisse.
Damit liebe Grüße an alle Männer und den Rest der Welt.
Hallo,
Ich bin niemand für grosse Worte und ich weiss auch nicht ob es grad passt.
Ich war schon mal (eher halbherzig) in einer Männergruppe in Heiligenfeld .
Der Blog von John und der Beitrag von Zuzanna-Teresa (Ich hoffe der Name passt. Männer dürfen keine Fehler machen. Ich mach laufend welche. 😉 ) haben mich sehr inspiriert und motiviert.
Ich kenne die Fluchtpunkte Arbeit, Erfolg, Schneller, Höher. Weiter nur zu gut. Wenn es dann mal still wird, tritt brutale Leere ein.
Die kann Mann kurz betäuben (Ablenkung aller Art – Drugs, Sex and Alkohol).
Mir hilft das schon lange nicht mehr.
Es ist wohl die Zeit gekommen was Neues zu wagen.
Es ist wohl die Zeit gekommen für “richtige” Männer.
Mit Herz und Schwert und vor allem mit Leidenschaft.
Lieber Guenter, Männer und Frauen dürfen Fehler machen. Entscheidend aber sind die Lernprozesse, die daraus hervorgehen. Sie machen laufend Fehler?? Wie geht denn das? Vielleicht wirklich zuviel Betäubung ?? Ich mag Stille und Leere. Bei mir ist es so, dass in der Leere Kreativität erwacht.
Es ist jeden Tag die Zeit, etwas Neues zu wagen, manchmal auch nur einen kleinen Schritt in etwas Neues zu machen. Entscheidend sind doch Wachheit und der Wille, einen Weg zu gehen.
Es ist Zeit, bewusst zu leben und sich im Leben widerzuspiegeln.
Es ist Zeit, dass Männer ihren männlichen Anteil leben ohne den weiblichen zu vernachlässigen.
Es ist Zeit, dass Männer stärker in sich hineinspüren, ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, ihre Schmerzen mit uns teilen, sich uns mitteilen.
Es ist Zeit, zu seinem Selbst zu stehen.
Und tritt dann noch Leidenschaft hinzu, so erhält das Leben eine nicht zu unterschätzende Würze.
Wir Beide, Frauen und Männer können soviel voneinander lernen. Müssen diesem Prozess allerdings den nötigen Raum geben. Ausgewogenheit,Toleranz und Liebe sind die Pfeiler, die stützend tragen.