Eine kleine “Wut-Geschichte” eines ehemaligen Patienten

Heute haben wir eine Geschichte für euch, die uns ein ehemaliger Patient zugeschickt hat.

Als ich vor ein paar Jahren in ihrer Klinik war, gab es am Anfang viel, worüber ich mich aufgeregt habe. Ich wollte zu TaKeTiNa-Rhythmustherapie. Alle haben gesagt, das sei so toll, und meine Eltern und Stiefeltern waren alle Musiker, das würde ich bestimmt gut können. Nein, das ist nichts für Sie, meinte meine Bezugstherapeutin, und schickte mich stattdessen in Kunsttherapie. Bilder malen, so ein Quatsch, dachte ich! Aber ich ging hin. Damit aber nicht genug. Ich sollte jeden Morgen um viertel vor sieben völlig müde und fertig durch den Luitpoldpark laufen! Walking nannte man das. Die spinnen doch völlig, dachte ich! Aber ich ging hin. Nach einer Weile war beides dann aber doch sehr schön: ich malte gerne Bilder und ich ging gerne Walking. Aber meine fiese Bezugstherapeutin, in deren Hände ich doch mein Leben gegeben hatte, dachte ich, kündigte plötzlich an, sie ginge jetzt in den Urlaub. Ich war wütend. Ich war doch ihr Patient! Sie konnte doch nicht einfach so gehen und nur an sich selber denken!

In einer Intensivwoche hatte ich dann das Glück, mit anderen Therapeuten ein wenig an meine Wut heranzukommen, und ich verließ, zwar ein wenig ängstlich über das Außen, aber doch zufrieden die Klinik. Weil ich eine einschneidende Veränderung wollte, zog ich in eine neue Stadt, und weil mir Meditation so gut getan hatte, beschloss ich, mich dort nach einem festen wöchentlichen Mediationstermin umzusehen.

In den Sommerferien sah ich in einem Café einen Flyer, auf dem Meditation in meiner Nähe angeboten wurde, aber leider nur Freitags zwischen 7:00 und 8:30 Uhr morgens. Mensch, wer soll denn um diese Zeit meditieren können, dachte ich! Ich muss doch da schon längst arbeiten! Ich war schon wieder wütend, steckte aber den Flyer doch irgendwie geistesabwesend in meinen Rucksack.

Als dann das neue Schuljahr anbrach, bekam ich meinen neuen Stundenplan und stellte zu meinem großen Erschrecken fest, dass ich Freitags nicht wie gewünscht früh Schluss habe, um vielleicht meine Familie in meiner alten Heimat besuchen zu können, sondern erst um 13 Uhr überhaupt Unterricht hatte, der dafür aber bis fast 17 Uhr geht. Unmöglich! Jede Hoffnung, übers Wochenende wegfahren zu können, war dahin! Ich ging zu meiner stellvertretenden Schulleiterin und schimpfte auf sie ein. Das war doch das Einzige, was ich mir gewünscht hatte, sagte ich: Freitags früh Schluss! Die arme Frau, die die ganze Arbeit alleine machen musste, weil der Schulleiter gerade abwesend war, hatte selbst kurz vor den Ferien einen Nervenzusammenbruch gehabt und hatte plötzlich Tränen in den Augen. Ich habe ja alles versucht, es allen Recht zu machen, aber es geht eben nicht immer, schluchzte meine stellvertretende Schulleiterin, und ich merkte plötzlich, dass sie viel viel mehr Trost brauchte als ich. Ich beherrschte mich und tröstete sie und sagte ihr, ich wüsste genau, wie es ihr ginge, und ich schaffte das schon. Meine Selbsthilfegruppe hatte sich sowieso schon gewundert, warum ich so oft am Wochenende in mein altes Dorf zurückwollte, wenn ich mich doch als Folge meiner Therapie eigens für diese schöne aufregende neue Stadt entschieden hatte.

Also fiel es dann doch nicht so schwer, innerlich nachzugeben und mich auf die neue Arbeit am Freitag Nachmittag einzustellen.

Zuhause angekommen stieß ich dann auf den Flyer in meinem Rucksack. Meditation vor meiner Haustür, Freitag morgens um 7 Uhr bis 8 Uhr dreißig. Und plötzlich konnte ich da hin.

Irgendjemand, irgendetwas, irgendeine große Kraft war offenbar gerade dabei, ein bisschen auf mich Acht zu geben. Und vielleicht, vielleicht war es ein kleines bisschen sogar ich selber.

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