Teamarbeit ist in nahezu jedem Beruf ununmgänglich. Die Art, wie miteinander umgegangen wird, trägt maßgeblich zur Entwicklungsperspektive eines Unternehmens bei. Besonders in Schulen sind ein guter Umgang und eine gute Arbeitsathmosphäre im Kollegium wichtig. Denn Schüler lernen von sozialen Vorbildern. Sie haben ein gutes Gespür für die Atmosphäre und die Dialogqualität der Lehrenden untereinander und richten ihr Verhalten danach aus. Das Symposium “MITeinander in der Schule” am 9. März 2016 möchte zur Diskussion anregen und Impulse für eine lebendige, starke Lehrer- und Schulgemeinschaft geben.
Andreas Dorsch, Gesundheitsreferent für die Lehrergesundheit, erklärt in einem Interview, warum ein “MITeinander in der Schule” wichtig ist.
Was bedeutet für Sie “MITeinander in der Schule”?
Ein gutes Miteinander in der Schule zeigt sich nach meiner Erfahrung dadurch, dass lernfördernde und sozial verträgliche Werte auf natürliche und authentische Art und Weise (vor-)gelebt werden, aber sich auch entwickeln dürfen. Damit meine ich Werte wie z. B. Fairness, Ehrlichkeit, Respekt gegenüber Unterschiedlichkeit (im Denken und Sein) und auch konstruktiven Umgang mit Konflikten. Das betrifft im übrigen Schüler und Lehrer gleichermaßen.
Am 9. März 2016 findet in der Parkklinik Heiligenfeld ein Symposium für Lehrer mit genau diesem Titel statt. Warum?
Seit Jahren kommen sehr viele Lehrkräfte zu uns, weil Sie ausgebrannt sind, Kraft und Lösungen suchen, um die umfangreichen Anforderungen des Lehrerberufes weiter bewältigen zu können. Dabei begegnet uns immer wieder die Thematik des “Einzelkämpfers”. Viele Lehrer fühlen sich wortwörtlich alleine gelassen. Schulleitungen fühlen sich überfordert im Managen vieler “Ambivalenzen”. Aber vor allem begegnen uns viel zu oft Differenzen, die im Umgang mit dem Kollegium begründet sind. Dies ist einerseits ein Dilemma hinsichtlich der Lehrergesundheit. Gleichzeitig hat dies eben auch Wirkung auf den Schulbetrieb und somit auch auf die Schüler. Eine resiliente Schule beherbergt gesunde Lehrer UND gesunde Schüler. Dazu wollen wir beitragen, indem wir Raum für Diskussion und Impulse gestalten.
Wie wichtig ist ein gutes Miteinander in der Schule, für die Schüler und auch für die Lehrer?
Zum einen ist die Basis für eine gelingende Schulkultur der Umgang des Kollegiums sowie Schulleitung untereinander. Wie wird mit schwierigen Sachverhalten, Konflikten, Unterschiedlichkeiten o.ä. umgegangen? Wie begegnen sich Lehrkräfte vor den Schülern? Wird miteinander oder nur übereinander kommuniziert? Ist die Haltung eher wertschätzend oder abwertend? Gibt es Bestärkungsinseln oder nur eine Bewertungskultur? Werden Werte nur mitgeteilt und gefordert oder auch vorgelebt? Diese Stimmung trägt die Lehrkraft im Schulgebäude und vor allem auch mit ins Klassenzimmer. Das ist von den Schülern spürbar.
Wir wissen aus der Verhaltensforschung, dass das vorbildhaft wahrgenommene Verhalten stärker Einfluss auf die Entwicklung des eigenen Verhaltens nimmt, als Worte oder Leitlinien, die nur an der Wand stehen. Wenn Werte wie Zusammenhalt, Gemeinsames anpacken als Prinzip von gesundem Wachstum gesehen werden, dann trägt diese Philosophie zum Erreichen gemeinsamer und individueller Ziele bei. Anders gesagt, Wachstum, Erfolg, Gesundheit und Selbstvertrauen wird eher vereinbar.
Welche Auswirkungen hat ein weniger stark ausgeprägter Zusammenhalt des Kollegiums auf die Schüler?
Aus meiner Erfahrung wird die gelebte Kultur einer Schule deutlich vom Umgang des Kollegiums untereinander beeinflusst. Diesbezüglich nimmt die Schulleitung eine wichtige Rolle ein. Einem Kollegium, welches sich nicht wohlwollend begegnen kann, gelingt es schwerer, Konflikte zu bewältigen und Lösungen für schwierige Situationen aktiv zu gestalten. Das wirkt langfristig natürlich auf die Ausstrahlung und das Verhalten der Lehrkraft. Und somit hat dies auch Wirkung auf die Schüler. Beschriebene Werte, soziales Verhalten, Lernbereitschaft können so nur schwer positive Impulse erfahren.
Und wie wirkt sich das auf die Lehrer aus?
Ein schlechter Zusammenhalt des Kollegiums setzt die Lehrer zusätzlich unter Stress. Es fördert das Potential zu erschöpfen, krank zu werden.
Die Heiligenfeld Kliniken bieten ein spezielles Behandlungskonzept für die Zielgruppe der Lehrer. Welche Herausforderungen sind es, die die Lehrer, die zu Ihnen in die Klinik kommen, als belastend beschreiben?
Im Wesentlichen können wir vier Bereiche zusammenfassen. Diese sind organisatorisch, system-, sozial oder/und persönlich bedingt. Genannt werden immer wieder Themen wie Heterogenität und Menge der Aufgaben, Zeitmangel, Fremdsteuerung und fehlende Einflussmöglichkeiten, Einzelkämpfertum, mangelnde Wertschätzung, kommunikative Herausforderungen bis hin zum Mobbing, hoher Anspruch an die eigene Person, etc.
Was raten Sie Lehrern, die sich ausgebrannt fühlen?
Gut ist, wenn man sich Unterstützung holt. Der Gedanke, alles alleine lösen zu müssen, verstärkt den Druck und ist zudem auch nicht realistisch. Ein Gespräch mit vertrauten Personen kann weitere Möglichkeiten eröffnen. Die Unterstützung durch einen Coach kann helfen, die eigene aktuelle Situation zu analysieren und Verbesserungen zu gestalten. Ist das persönliche Erleben des Ausgebranntseins allerdings schon sehr weit, zeigen sich psychosomatische Symptome, raten wir zu einem Gespräch mit einem Psychotherapeuten. Sollte die Kraft nicht mehr ausreichen, eigeninitiativ Lösungen zu finden und anzupacken, so ist eine begleitete Auszeit angeraten. Die Heiligenfeld Kliniken bieten einen guten Ort dafür.
Symposium “MITeinander in der Schule” am 9. März 2016
Verstehen – Vertrauen – Verbinden
Mit diesem Thema gehen wir im Besonderen auf das soziale Miteinander und die Wirkung auf die gesamte Schule ein. Aus der Schulentwicklungsforschung gibt es zahlreiche Beiträge zur Herausforderung und zum Nutzen von Teamarbeit im Lehrerberuf. Neben Vorträgen von Margret Rasfeld (Mitbegründerin der Initiative Schule im Aufbruch) und Otto Herz (Reformpädagoge, Psychologe, Philosoph, Theologe und Autor) wird es verschiedene Workshops und Zeit für Diskussionen geben.
Neben Vorträgen zum Thema werden folgende Workshops angeboten:
- “Ein ABC der guten Schule” (Otto Herz)
- “Schule im Aufbruch – in der Praxis” (Margret Rasfeld)
- “Kommunikation – Spiegel des Miteinander” (Andreas Dorsch)
- “Verstehen-Vertrauen-Verbinden körperlich erleben” (Helga Köhler)
Fühlen Sie sich herzlich willkommen in einer vertrauensvollen Atmosphäre!
Teilnahmegebühr: 45 € pro Person inkl. Verpflegung – Wir empfehlen eine frühzeitige Buchung, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Nähere Informationen zum Programm sowie zur Anmeldung erhalten Sie auf der Internetseite der Akademie Heiligenfeld oder unter Tel. 0971 84-4600.
Programm des Symposiums “MITeinander in der Schule”:
Eine Antwort
[…] uns erklärt, was für ihn gesunde Schule bedeutet und wie die Schule der Zukunft aussehen könnte. In einem weiteren Interview hat Gesundheitsreferent Andreas Dorsch bereits beschrieben, warum seiner Meinung nach […]