In einem Mainpost-Artikel vom 27.02.2021 äußert sich der Gründer der Heiligenfeld Kliniken, Dr. Joachim Galuska, erneut besorgt über die aktuelle Lage unserer Gesellschaft. Die ohnehin schon hohen Zahlen an psychosomatischen Erkrankungen seien durch die Corona-Pandemie noch verstärkt worden, so Dr. Joachim Galuska. Laut aktuellen Zahlen der Krankenkassen ging 2020 zwar die Anzahl der Krankschreibungen zurück (vorwiegend durch weniger Grippe-Fälle), aber die Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen (vorwiegend Depression) haben deutlich zugenommen. Bereits im Interview im Herbst 2020 hatte Dr. Joachim Galuska in einem Mainpost-Interview vor einem „Corona-Burnout“ gewarnt. Die Aufklärungskampagne „Krise da, Kraft weg!“ der Heiligenfeld Kliniken begleitet die Sorge des Psychiaters und Klinikgründers.
Nachfolgend finden Sie den Kommentar von Dr. Joachim Galuska zur aktuellen Lage:
„Corona-Burnout“ ist inzwischen ein gesellschaftlich relevanter Prozess, der viele psychische Dekompensationen zur Folge hat: neben Angsterkrankungen und Suchtentwicklungen natürlich depressive Störungen auch mit schweren Verläufen bis zum Suizid. Das darf nicht übersehen werden und braucht eine gesellschaftliche Würdigung und Aufmerksamkeit.
Ich habe bereits mit einer Gruppe psychosomatischer Chefärzte 2010 (Aufruf zur psychosozialen Lage in Deutschland) und erneut 2016 (Aufruf zum Leben) in 2 Aufrufen auf die seelische Überforderung unserer Gesellschaft hingewiesen und zu einem gesellschaftlichen Dialog aufgefordert.
Der erste Aufruf endete mit dem Worten: „Wir brauchen mehr Herz für die Menschen“.
Der zweite endete mit den Worten: „Lasst uns in Würde zusammenleben.“
Dies war wohl prophetisch, denn es ist wichtiger denn je.
Wenn ein großer Teil der Menschen mehr Zeit und Entschleunigung für sich aus Corona mitnimmt, ist dies sicher ein Gewinn, der natürlich den gesellschaftlichen Druck widerspiegelt, unter dem bewusst oder unbewusst ein großer Teil unseres Lebens vor Corona „gelitten“ hat. Das zunehmende Ausmaß psychischer Belastungen und die Abnahme sozialer Unterstützungssysteme vor Corona ist abgelöst worden durch die Corona-bedingten Ängste, Stress-Situationen und Vereinsamungen mangels ausreichendem Social Support (statt Social Distancing).
Ein Teil der Gesellschaft genießt sicher die erzwungene Entschleunigung, Home-Office und „Kurzarbeit“, für einen anderen ebenfalls erheblichen Teil hat sich der eine Stress durch einen anderen abgelöst.
Und wenn wir konstruktiv auf die Zukunft schauen wollen, dann brauchen wir zunächst ein sehr ehrliches nicht verschleierndes und schönredendes Gespräch über unsere Seele, über unser Zusammensein, über die Bedeutung von Begegnung, Freundschaft und die Grundwerte unseres Zusammenlebens. Denn sonst überwinden wir vielleicht das Virus oder lernen mit ihm zu leben, scheitern aber an unserem Leben und werden nicht miteinander glücklich.