Leistungsdruck – in der Schule, beim Sport, im Beruf – bedeutet, Vorgaben erfüllen und Ziele erreichen zu “müssen”. Diese Vorgaben verändern und steigern sich ständig, so dass oft permanent das Gefühl vorherrscht, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Und allzu oft orientiert sich das Maß für die Leistung nicht am Ausreichenden, sondern am Besonderen, an der Höchstleistung. Doch Erfolgsdruck und ständige Erreichbarkeit sind auf Dauer eine Gefahr für die Gesundheit.
In der GEDA-Studie (2010) geben 36% der Frauen und 44% der Männer an, häufig unter Zeit- oder Leistungsdruck arbeiten zu müssen.
Die Anforderungen nehmen zu
Manche dieser schwer erfüllbaren oder gar unerreichbaren Ziele setzen wir uns selbst, andere werden uns von unserer Umwelt vorgegeben. Erfahrungswerte aus dem psychosomatischen Klinikalltag lassen deutlich werden, dass sich bei der Entwicklung von seelischen Erkrankungen im Zusammenhang mit beruflichen Belastungen zwei Bereiche von Bedeutung sind:
Zum Einen nehmen die Anforderungen in der beruflichen Umgebung zu, z. B. durch Personaleinsparungen bei gleicher Arbeit, Umstrukturierungen, ständige Reformen und Neuerungen oder abweichende Führungsstile bei verschiedenen Vorgesetzten.
Zum Anderen ist unsere innere Erfahrungswelt durch unsere individuelle Arbeitshaltung geprägt: Erlaube ich es mir, auf meine eigenen Grenzen zu achten und auch einmal “Nein” zu sagen? Welche Konsequenzen ziehen Fehler nach sich? Kann ich Vorgesetzten oder Autoritäten widersprechen? Ist es akzeptabel, Hilfe anzunehmen oder diese gar einzufordern? Wie stark ist mein Selbstwert an das Erbringen von Leistung gekoppelt?
Verstärken sich die Belastungen aus diesen beiden Bereichen gegenseitig, so wird das Nachlassen der eigenen Leistungsfähigkeit als besonders bedrohlich erlebt. Frühwarnsymptome wie Schlafstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, sozialer Rückzug oder gereizte Stimmung werden so lange ausgeblendet, bis es zum völligen Zusammenbruch kommt. Der verzweifelte Versuch, allen Erwartungen bei zunehmender Selbstaufgabe gerecht zu werden, scheitert. Dabei können diese Erwartungen berufsspezifisch ganz verschieden sein: Der Pfarrer fühlt sich “ständig auf dem Präsentierteller” seiner Gemeinde und muss immer liebe- und verständnisvoll sein, immer zuversichtlich. Der Polizist hingegen glaubt, dass es als Schwäche ausgelegt wird, wenn er Gefühle zeigt. Lehrer müssen Schülern, Eltern, Rektoren und dem Kultusministerium gerecht werden.
Wie kann man verhindern, dass sich die Erschöpfung wiederholt?
Sich dem Spannungsfeld der unerreichbaren Leistungserwartungen zu entziehen, um sich erst einmal wieder finden zu können, kann ein wichtiger Schritt sein. Aber Abstand und Auftanken allein reichen oft nicht. Denn wie wird der neu gefüllte Kraftspeicher danach eingesetzt? Wie kann man verhindern, dass sich die Erschöpfung wiederholt? Hier ist neben dem Handwerkszeug im Umgang mit Stress und Leistungsdruck auch eine Veränderung der eigenen Glaubenssätze und der Arbeitshaltung erforderlich.
Die Parkklinik Heiligenfeld in Bad Kissingen bietet ein integratives ganzheitliches Behandlungskonzept für berufstätige Menschen aus allen Arbeitsfeldern an. Neben intensiver Gruppen- und Einzeltherapie und verschiedenen psychoedukativen Angeboten helfen gerade den besonders leistungsorientierten Menschen die ergänzenden kreativtherapeutischen Angebote aus dem Bereich der Kunst-, Musik- oder Körpertherapie, ihre Mitte wieder zu finden und verlorene Ressourcen zu reaktivieren.
2 Antworten
Ich wollte nur fragen ob es Fachbegriffe für den leistungsdruck gibt . Vor allem für den von der eigenen Person verursachten, und den durch das Umfeld verursachten. Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Vielen Dank
Lieber Klemens,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Es tut mir leid, dass wir erst jetzt antworten, aber irgendwie ist uns Ihr Kommentar wohl durchgerutscht. Entschuldigen Sie bitte.
Ein wirklicher Fachausdruck für Leistungsdruck ist mir persönlich nicht bekannt. Im Endeffekt handelt es sich bei Leistungsdruck ja um Stress, der sehr subjektiv wahrgenommen wird. Für den einen ist etwas ein Stressor (zum Beispiel ein nörgelnder Chef), während das einen anderen überhaupt nicht stört, sondern vielleicht sogar noch eher antreibt. Deshalb sollte man sich auf die Suche nach den ganz persönlichen Stressoren begeben. Diese können innerlich (eigene Anspruchshaltung, Karriereziele) oder äußerlich (immer wieder zu knappe Zeitvorgaben für die Aufgabenerfüllung etc) sein. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein bisschen weiterhelfen.
Herzliche Grüße
Kathrin Schmitt