Im Heiligenfelder Gespräch zum Thema „Achtsamkeit im Dialog – am Beispiel Tango Argentino“ fand am Donnerstag, dem 19. April ein Vortrag von Christa Eichelbauer und Marie-Paule Renaud im Heiligenfeld-Saal der Parkklinik statt. Die Referentinnen sprachen über die Grundgedanken und Inhalte ihrer Methode „MindfulDialog“, die das Tango-Tanzen mit Meditations- und Achtsamkeitsübungen verbindet. Im Anschluss an den theoretischen Teil luden sie die 65-Zuhörer zu verschiedenen Übungen sowie einer Diskussionsrunde ein.
Zu Beginn des Vortrags ging die ehemalige Jugendkursleiterin der Abtei Münsterschwarzach und Tangolehrerin Eichelbauer auf die Vorüberlegungen der Methode ein, bei der Achtsamkeit und die Sensibilität für Berührungen eine wichtige Rolle spielen. Die Elemente eines Kurses bestehen aus jeweils 20 minütigen Achtsamkeitsphasen am Anfang und am Ende, aus den tänzerischen Übungen sowie der Reflexion des Erlebten.
Renaud, Dozentin für Romanistik und ebenfalls Tangolehrerin, verdeutlichte den Zusammenhang zwischen dem Verhalten im Tango und dem Verhalten im Leben. So sei der Umgang mit den Grenzen beim Tango charakteristisch für das individuelle Beziehungsverhalten. Schüchternheit, Angst vor Berührungen oder zu viel Nähe, aber auch unsensible Berührungen können bei der Kombination von Tango- und Meditationsübungen zunächst bewusst gemacht und dann abgelegt werden. Vor diesem Hintergrund wird der Tango bei Borderline-Patienten schon angewandt.
Sicherlich bestünden schon Therapieansätze, die auf die Veränderung von Verhalten und auf die Veränderung von Bewusstsein zielen, meint Eichelberger und erläutert die Vorteile der Methode: „Es ist die ständige Improvisation, die den Tango so wichtig für die Achtsamkeit macht. Immer muss man auf sich, den Partner und auf diese Beziehung achten.“ Auch sei die Wechselwirkung von Meditation und Berührung eine intensive Erfahrung, die man später in Tango-Vereinen fortführen und somit in den Alltag mitnehmen kann. Nicht zuletzt mache das Tango-Tanzen einfach Spaß.
Diese Vorteile konnte das Publikum nach dem Vortrag selbst erfahren, als Renaud zu einfachen Achtsamkeits-Tanzübungen einlud. Im Plenum danach erhielten die Referentinnen großen Zuspruch vom Publikum, da es spannend sei, die eigenen Verhaltensmuster durch Tanz und Ruhe zu erfahren. Auch Peter Lamping vom „Tango de Salon“ in Bad Kissingen war von diesem Abend mehr als begeistert. Zwar hätte er sich mehr Musik gewünscht, jedoch sei es eine Spitzenidee das vielseitige Tango-Tanzen zur Therapie zu benutzen.