Unser Gehör ist eines unserer bedeutendsten Sinnesorgane. Wir nehmen über unsere Ohren nicht nur wichtige Informationen aus unserer Umwelt auf, sondern beteiligen uns mit ihnen auch an der Kommunikation mit unseren Mitmenschen. Allerdings leben wir in einer Zeit, in der unsere Umwelt stetig lauter wird und wir von Informationen überflutet werden. Straßenverkehr, Flug- und Baustellenlärm können unser Gehör, ebenso wie unseren Körper und dadurch unser Leben, negativ beeinflussen. Mittlerweile gehören ganze Geräuschkulissen zu unserem Alltag. Doch immer öfter werden diese Geräusche als störend empfunden. Dabei ist das Störende in vielen Fällen subjektiv und von der Tagesform und Gefühlslage des Einzelnen abhängig. Relevant ist hierbei aber auch die Art der Geräusche, die sich sowohl durch einen hohen Informationsgehalt als auch durch besonders hohe oder niedrige Frequenzen auszeichnen können. Eine Umfrage des Umweltbundesamts ergab, dass der Lärm durch Straßenverkehr auf Platz eins bei den Befragten liegt, gefolgt von dem der Flugzeuge und Züge. Langfristig kann dies zu diversen Krankheiten führen und den Alltag beeinträchtigen. Jedoch sind Erkrankungen, die durch Lärm verursacht werden, nicht leicht zu diagnostizieren, da verschiedene Faktoren und Auslöser zusammenspielen.
Leiden und Heilen
Die Folgeschäden können akute Hörschäden sein, die sich in Schwerhörigkeit oder Ohrensausen verdeutlichen, ebenso wie langfristige Hörschäden und Tinnitus. Aber nicht nur unsere Ohren tragen Schäden des Lärms davon. Neben den physischen Leiden wie Allergien, Bluthochdruck oder sogar einem Herzinfarkt, kann Lärm auch psychische Leiden wie Depressionen auslösen und verstärken. Um präventiv diesen Erkrankungen vorzubeugen, gibt es verschiedene Taktiken. Die Deutsche Gesellschaft für Akustik (DEGA) gibt diverse Anhaltspunkte vor, um mehr Ruhe und Stille in den Alltag zu bringen. Neben Gehörschutz, ruhiger Freizeitgestaltung und Kontrolluntersuchungen des Gehörs, empfiehlt die DEGA, uns öfter in selbstgewählte Stille zu begeben. Es gibt viele verschiedene Wege, Stille im Alltag umzusetzen. Zum einen ist Rücksicht ein zentraler Punkt. Hier ist jedoch nicht gemeint, von anderen zu erwarten Stille zu wahren und unnötig laute Geräusche zu vermeiden, sondern sich auch mit seinen Verhaltensweisen zu beschäftigen und seinen eigenen Lärmpegel zu überdenken. Eine andere, einfache Methode den Raum in Stille zu hüllen, ist, alle Hintergrundgeräusche bewusst abzustellen. Normalerweise einfach nebenher laufende Geräte wie Fernseher, Radio und Smartphone, abzuschalten kann sehr wirkungsvoll sein. Auch Meditation, also der Rückzug in sich selbst, kann helfen Stille zu erleben und zu spüren. Ebenso wird oft erwähnt, wie heilsam für Lärm geplagte Menschen der Gang in die freie Natur sein kann. Ob Parkanlage oder tiefer Wald ist hierbei nur insofern von Entscheidung, als dass es dort Raum zur bewussten Wahrnehmung von Stille geben sollte.
Stille in den Heiligenfeld Kliniken
Stille ist ein wesentlicher Aspekt der Unternehmenskultur der Heiligenfeld Kliniken und stellt einen zentrales Heilmittel und einen wichtigen Bestandteil der Therapie dar. Alle drei Monate findet der “Tag der Stille” statt und beginnt um ca. sechs Uhr mit einer Einleitung zum Schweigen. Es gibt aber auch kleinere Einheiten für Stille, wie das “Stille Mittagessen”, welches einmal in der Woche abgehalten wird. Die Empfindungen der Patienten, die sich in Stille befinden sind vielfältig. Einige reagieren auf die Stille mit Entspannung und Ruhe, also positiven Auswirkungen auf die Psyche, während andere Patienten in Angst und Panik über das so ungewohnte Schweigen verfallen. Obwohl die Beschäftigung mit sich selbst für viele von ihnen Neuland ist, trägt sie dennoch nachhaltig zum Heilungsprozess der psychosomatischen Erkrankungen bei. Sich selbst und seinen inneren Frieden zu finden, wird in der Therapie in den Heiligenfeld Kliniken auf verschiedenste Weise vermittelt. Stille wahrnehmen, durch Meditation oder aber auch durch das Erleben von Natur, hilft vielen Patienten, sich mit ihrer Erkrankung zu befassen und diese anzunehmen. Auch die Mitarbeiter der Heiligenfeld Kliniken bedenken bewusst Stille in ihrem täglichen Tun. Sowohl in der “Organisationsentwicklung”, einer einmal wöchentlich stattfindenden Mitarbeiterversammlung, als auch bei Teammeetings, ist Stille ein wichtiger Aspekt. Bei den Organisationseinheiten wird zwischen den einzelnen Tagesordnungspunkten immer wieder für ein paar Minuten innegehalten. Eine sogenannte Zimbel, ein chinesisches Instrument bestehend aus zwei kleinen Becken, läutet dabei das Schweigen ein und beendet es auch wieder.
Stille ist somit nicht nur ein Kontrastpunkt gegen unsere, mit Informationen überladenen Umwelt und unseren immer schnelllebigen Alltag, sondern ist auch als wirkungsvoller Therapieansatz gegen psychosomatische Erkrankungen zu sehen. Stille bietet ein großes und nebenwirkungsfreies Potential zur Heilung.
Eine Antwort
Erneut ein so schön ausgewähltes Bild, voller Kostbarkeit – wie die Stille. Vielen Dank dafür und den guten Blog-Beitrag.
Unser Gehör ist der erste Sinn, der ausgebildet wird und der letzte im Sterbeprozess. Das finde ich faszinierend. Dem Lärm der Umwelt und dem Lärm der Geschwätzigkeit der Menschen manchmal nicht ausweichen zu können, ist eine Herausforderung für mich. Je mehr Geräusche um mich, umso größer das Bedürfnis des Rückzugs in die Stille, in die Natur.
Die Tage der Stille in Heiligenfeld sind für die Patienten ein großes Geschenk. Stunden des Auftankens, des Zu-Sich-Kommens, des Spürens der eigenen Mitte. Ein aussergewöhnliches, zusätzliches Therapie-Angebot.