Essstörungen

Für viele Menschen stellt “Essen und Gewicht” das beherrschende Thema ihres Lebensalltags dar. Ihre Gedanken und Aktivitäten kreisen um das Essen oder Nicht-Essen, um Gewicht und Aussehen, um Diäten und Kalorien. Essen und Trinken dienen dann längst nicht mehr einer genussreichen Befriedigung von Hunger und Durst. Die Nahrungsaufnahme erfolgt vielmehr in einem tieferen Bedeutungszusammenhang mit anderen körperlichen, psychischen, seelischen und sozialen Bedürfnissen. Nahrungsmittel werden zum Ersatz für Nähe, Versorgung und Zuwendung. Mit der Zeit kann sich hieraus eine manifeste Essstörung entwickeln.

Essstörungen beziehen sich direkt auf Menge und Häufigkeit der Nahrungsaufnahme, oft auf eine enorme Angst vor einer Gewichtszunahme sowie auf ein deutlich verringertes Selbstwertgefühl. Unterschieden wird unter anderem zwischen der Anorexie (“Magersucht”), der Bulimie (“Ess-Brech-Sucht”) und der Binge-Eating-Störung (regelmäßige Essanfälle).

Die Adipositas (starkes Übergewicht mit einem Body Mass Index >30 kg/m2) gehört primär nicht zur Gruppe der psychischen Erkrankungen, kann aber gleichermaßen als Essstörung verstanden werden.

Obwohl die Grenze zwischen den verschiedenen Essstörungen fließend ist und es Überschneidungen gibt, kann eine Klassifikation vorgenommen werden.

Unterschieden wird zwischen der:

  • Anorexia nervosa (“Magersucht”)
  • Bulimia nervosa (“Ess-Brech-Sucht”)
  • Binge-Eating-Störung (wiederholt auftretende Essanfälle/Essattacken ohne Maßnahmen zur Gewichtsreduktion)
  • Adipositas (starkes Übergewicht mit einem Body Mass Index über 30 kg/m²)

 

Was ist Anorexie/Anorexia nervosa?

Bei der Anorexia nervosa steht ein deutlicher Gewichtsverlust infolge stark reduzierter Nahrungsaufnahme im Vordergrund. Die Betroffenen haben eine enorme Angst vor einer Gewichtszunahme und fühlen sich trotz des teils lebensbedrohlichen Untergewichts “zu dick” als Folge einer Körperschemastörung. Das Selbstwertgefühl ist aufs Engste mit dem Körpergewicht verbunden. Auf die Nahrungsaufnahme folgt entweder übermäßige körperlich-sportliche Aktivität, Diäten und Fasten oder selbst herbeigeführtes Erbrechen, die Einnahme von Abführmitteln und Ähnlichem. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Aktuelle Zahlen sprechen von etwa drei Prozent in der Altersgruppe der 15- bis 19-jährigen Mädchen.

Was ist Bulimie/Bulimia nervosa?

Die Bulimia nervosa ist gekennzeichnet durch regelmäßige Essanfälle mit Kontrollverlust. Innerhalb kurzer Zeit wird eine große Menge meist hochkalorischer Nahrungsmittel verzehrt, gefolgt in den meisten Fällen von selbst herbeigeführtem Erbrechen. Gefühle der Scham und Schuld folgen hierauf. Überschneidungen zur Anorexie finden sich hinsichtlich der Angst vor einer Gewichtszunahme und den damit verbundenen entgegenwirkenden Maßnahmen. Auch von der Bulimie sind Frauen sehr viel häufiger betroffen als Männer. Eine anorektische Symptomatik kann vorausgehen.

Was ist Binge-Eating?

Bei der Binge-Eating-Störung kommt es ebenfalls zu Essanfällen, allerdings ohne gegensteuernde Maßnahmen zur Verhinderung einer Gewichtszunahme. Auch hier erleben die Betroffenen einen Kontrollverlust hinsichtlich der Menge an verzehrten Nahrungsmitteln. Schuld- und Schamgefühle oder Ekel treten häufig nach den Essanfällen auf. Frauen sind ebenfalls häufiger betroffen als Männer – etwa drei Prozent leiden an dieser Störung. Daneben kann bei mehr als der Hälfte der Betroffenen Übergewicht oder Adipositas festgestellt werden.

Was ist Adipositas?

Unter dem Begriff “Adipositas” versteht man ein starkes Übergewicht mit einem erhöhten Risiko für körperlich-seelische Folgeerkrankungen. Etwa 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind aktuellen Zahlen zufolge hiervon betroffen. Neben der steigenden Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 oder Gelenkerkrankungen sind auch die psychischen Folgen nicht zu unterschätzen: Ängste und Depression sind häufig zu beobachten. Adipositas kann ihrerseits in vielfältiger Weise psychisch bedingt sein oder durch psychische Faktoren aufrechterhalten werden.

 

Welche Ursachen haben Essstörungen?

Die Ursachen für das Auftreten einer Essstörung sind – wie bei den meisten anderen psychischen Erkrankungen – vielfältig. In Frage kommen neben biologischen und genetischen Einflüssen Lernerfahrungen im familiären und soziokulturellen Umfeld, ungelöste Konflikte, Selbstwertproblematiken und Entwicklungsstörungen. Verschiedene Therapieschulen gewichten diese Einflüsse je nach Herangehensweise unterschiedlich. Methodenintegration ist aber in einer guten Therapie unverzichtbar.

Anorexie und Bulimie gehen mit der großen Angst vor einer Gewichtszunahme und entsprechenden Maßnahmen zur Gewichtsreduktion einher. In unseren psychosomatischen Kliniken behandeln wir Essstörungen nach einem ganzheitlichen multimodalen und integrativen Therapiekonzept und leitliniengerecht, innerhalb einer tragenden Gemeinschaft. Damit wir Sie jedoch zur stationären Behandlung aufnehmen können, muss ein Body Mass Index (BMI) von mindestens 15,5 vorhanden sein (BMI = Körpergewicht geteilt durch Körpergröße zum Quadrat). Schwere und Ausmaß von Komorbiditäten sind mit zu berücksichtigen.

Für die Behandlung der Adipositas besteht eine Obergrenze von 50 (BMI) beziehungsweise 200 kg Körpergewicht.

Essstörungen sind Erkrankungen, die sich durch ein gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper äußern. Menschen, die unter Essstörungen leiden, haben oft einen langen Leidensweg hinter sich, bevor sie sich entschließen, sich helfen zu lassen. Ihre Scham ist oft so groß, dass sie sich niemandem anvertrauen möchten. Wer essgestört ist, zieht sich nicht selten aus Beziehungen und der Familie in die Heimlichkeit zurück.

In den Heiligenfeld Kliniken behandeln wir Essstörungen ganzheitlich und spezifisch. Die Orientierung an den medizinischen Leitlinien zur Therapie der jeweiligen Essstörung geht in jeder Heiligenfeld Klinik Hand in Hand mit für uns typischen Behandlungselementen: kreativ- und körperorientierte Gruppen innerhalb einer tragenden Gemeinschaft. Besondere Bedeutung haben in Heiligenfeld achtsamkeitsbasierte Ansätze und Möglichkeiten für Patientinnen und Patienten einen Bezug zu ihrer eigenen Spiritualität zu finden oder diese weiterzuentwickeln.

Wesentliche Elemente der Therapie von Essstörungen:

  • wöchentlich stattfindende krankheitsspezifische Therapiegruppe
  • bezugstherapeutische Anbindung
  • gemeinsames Patientensystem zur gegenseitigen Unterstützung
  • “Esslerntagebuch”
  • Hilfestellungen zu einem guten Gewichtsmanagement, zur Gewichtsnormalisierung durch geeignete Vorgaben und anschauliche Beispiele
  • strukturbildende Bewegungstherapien zur Schulung der Körperwahrnehmung und Wiederherstellung des Bezugs zum eigenen Körper
  • regelmäßige Treffen mit Ernährungsberatern
  • Übungen zum Selbstmanagement und zur Selbstführung für die therapiefreie Zeit
  • durch haltgebende wie begrenzende Strukturen erfahren Betroffene auch am Wochenende eine Stabilität, die sie gerade in schwierigen Phasen unterstützt
  • sorgfältige medizinische Begleitung unter Beachtung individueller Risiken

 

Als vorrangige Therapieziele werden angesehen:

  • Wiederaufbau eines angemessenen Essverhaltens
  • Kontrolle und Begrenzung von zerstörerischen Impulsen und Verhaltensweisen
  • Entwicklung eines positiven Selbstbildes und Veränderung ungünstiger Einstellungen im Bereich Figur, Gewicht, Ernährung
  • Verbesserung des Selbstwertgefühls und Erweiterung der Kontakt- und Beziehungsfähigkeit
  • Verarbeitung traumatischer Erlebnisse
  • Behandlung von Komorbiditäten wie z. B. Angst, Depression und zwischenmenschlicher Schwierigkeiten

Nachfolgend finden Sie den Flyer zur Behandlung von Essstörungen in den Heiligenfeld Kliniken.

Flyer Essstörungen

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