Unsere Gedanken beeinflussen direkt unser Leben. Ob das Glas für mich persönlich “halb voll” oder “halb leer” ist, hat eine direkte Auswirkung darauf, wie ich fühle und handle. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, uns selbst und unsere inneren Glaubenssätze immer wieder zu hinterfragen. In der Therapie in den Heiligenfeld Kliniken arbeiten wir mit der positiven Kraft von Affirmationen und aufgelösten negativen Glaubenssätzen. Zu diesem Thema haben wir einmal Dietmar Kalina befragt. Er ist Leitender Kreativtherapeut in der Rosengartenklinik Heiligenfeld in Bad Kissingen.
Dietmar, was ist der Unterschied zwischen einem Glaubenssatz und einer Affirmation?
Ein Glaubenssatz ist eine innere Überzeugung oder Annahme, die über einen langen Zeitraum besteht und stark verankert ist. Oftmals sind dies Sätze aus der Kindheit oder übernommene Traditionen, die das eigene Handeln bestimmen, jedoch nicht freiwählbar waren. Diese Sätze haben große Auswirkungen auf unser Verhalten und bestimmen sehr oft die Richtungen von Entscheidungen. Meist ist man sich der Herkunft der Sätze gar nicht bewusst. Deshalb spricht man auch oft von negativen Glaubenssätzen. Beispiele könnten sein: Stell dich nicht so an! Sei nicht so empfindlich! Nur, wenn du brav bist, bekommst du Liebe!
Eine Affirmation dagegen, kann grundsätzlich als eine positive Aussage verstanden werden. Wird darüber hinaus die damit verbundene stärkende Botschaft wiederholt, dies ist in Stille als auch in ausgesprochener Form möglich, kann dadurch eine positive Haltung zum Leben und zum inneren Gleichgewicht gefunden werden. Hier wird auch von sogenannten positiven Affirmationen gesprochen.
Wie arbeiten wir in den Heiligenfeld Kliniken mit Glaubenssätzen und Affirmationen?
In Gesprächen oder verschiedenen kreativtherapeutischen Übungen werden die verwendeten negativen Glaubenssätze herausgearbeitet und bewusst gemacht. Dies ist wichtig, um eigene Handlungsweisen verstehen zu lernen. Dabei ist es jedoch immer von Bedeutung wertfrei diese Erkenntnis zu betrachten und sich nicht für die Verwendung zu verurteilen. Als nächstes wird dann versucht eine konstruktive Gegenposition einzunehmen, sie zunächst zu beschreiben und im Weiteren diese dann mit einem Satz auszudrücken. Dieser positive Satz stellt dann die Affirmation dar.
Um dadurch eine Veränderung im Handeln erreichen zu können, braucht es dann wiederum eine Übungsphase.
Denn die oft über viele Jahre und Jahrzehnte verankerten Sätze lassen sich nicht ohne Weiteres „überschreiben“ und verändern, sondern können erst nach einer Phase des Wiederholens, des Übens, als neuer Anker gesetzt werden.
Was bringt die Arbeit mit Affirmationen und Glaubenssätzen z. B. bei Menschen mit Depressionen oder Angst?
Ganz klar bietet diese Arbeit die Möglichkeit aus als belastend empfundenen Situationen wieder in eine Handlungsfähigkeit zu kommen. Konnten positive Glaubenssätze gefestigt werden, können diese bei einer nahenden depressiven Phase oder aufkommenden Angstgefühlen abgerufen werden. Hierdurch entsteht die Möglichkeit, Situationen besser einschätzen und sich selbst stabilisieren zu können.
Ein Ziel kann sein, Ängste früher zu erkennen, sich ihnen stellen zu können, dadurch wieder Sicherheit zu erlangen, um dann weitere Schritte im Umgang damit zu finden und wieder handlungsfähig zu werden.
Kannst du mir eine kleine Übung nennen?
Ja, sehr gerne. Folgende Übung kann helfen.
Ausgangssituation:
Es fällt einer Person schwer sich auf veränderte Situationen einzustellen und ist dadurch häufig frustriert.
Neg. Glaubenssatz:
Ein möglicher innerer negativer Glaubenssatz könnte sein: „Ich kann neue Herausforderungen im Job nicht bewältigen.“
Pos. Affirmationen:
Z. B. „Heute freue ich mich etwas Neues zu lernen.“, „Heute mache ich eine Sache anders als üblich.“ „Heute nehme ich einen anderen Weg.“
Übungsphase:
Ich spreche diesen Satz täglich und setze ihn auch um. Dauer: Bis sich so etwas wie ein Automatismus etabliert hat.
Hinweis: Suchen Sie sich Dinge aus, die nichts mit ihrem Job zu tun haben, das fällt oft leichter, in der Übungsphase.
Einsatzsituation:
Es wird z. B. eine neue Arbeitsplatzsoftware eingefügt. Druck baut sich langsam auf. Ich spreche z. B. den Satz: „Heute freue ich mich etwas Neues zu lernen.“ Die Erinnerung setzt ein, was schon alles neues gelernt wurde in der Übungsphase. Damit ist es möglich den Druck auf einem aushaltbaren Niveau zu halten und handlungsfähig zu bleiben.
Viel Spaß beim ÜBEN !
Vielen Dank, Dietmar, für das Gespräch!
Dietmar Kalina
Dietmar Kalina ist seit 2013 für die Heiligenfeld Kliniken tätig. Als systemischer Paar- und Familientherapeut schätzt er besonders das ganzheitliche Behandlungskonzept, das viele verschiedene kreativtherapeutische Ansätze integriert. Als Kreativtherapeut leitet er die Kreativtherapie in der Rosengarten Klinik Heiligenfeld in Bad Kissingen.
Akademie Heiligenfeld
Affirmationen haben immer auch etwas mit Selbstliebe, Selbstwert und sich zu spüren zu tun. Um einen besseren Zugang zu sich selbst zu erhalten, bietet die Akademie Heiligenfeld viele Seminare zu diesen Themen an. Online oder in Präsenz: für Jeden ist das Passende dabei.