Herzinfarkt oder doch “nur” Angst?


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“Habe ich vielleicht einen Herzinfarkt oder doch “nur” Angst?” Diese Frage kommt immer wieder im Rahmen der Therapie von Angststörungen auf. Dabei ist es lebensnotwendig, zu unterscheiden, ob man eine Panikattacke oder einen Herzinfarkt hat.  Starke Angst wird immer begleitet von körperlichen, meist vegetativen Symptomen. Diese entsprechen ursprünglich der “Alarm”-Reaktion des vegetativen Nervensystems in akuten Stress-Situationen. Solche Beschwerden sind z. B. Herzklopfen, Atemnot, Zittern, Schwitzen, Schwindel, Verdauungsprobleme und Schmerzzustände.

Körperliche Symptome bei Angst und Panik

Bei Angsterkrankungen, insbesondere bei ungerichteten Ängsten wie der generalisierten Angststörung und bei Panikattacken, stehen diese körperlichen Symptome oft im Vordergrund. Da hier häufig eine reelle Bedrohungs- oder Gefahrensituation fehlt, werden die körperlichen Symptome nicht als Reaktion eines durch Angst in eine Stressreaktion gebrachten Nervensystems, sondern als Bedrohung per se erlebt.

Panikattacken gehen besonders häufig einher mit plötzlichem Herzrasen oder unregelmäßigem Herzschlag. Es können dazu Brustschmerzen, Erstickungsgefühle und das Gefühl der Entfremdung auftreten. Mit der Angst ist meistens ein lebhaftes Gefühl der Unruhe, der inneren Erregung verbunden. Immer wieder treten auch Gefühle von Derealisation auf und die Angst, verrückt zu werden. Die Betroffenen haben Todesangst, befürchten zum Beispiel einen Herzstillstand oder Herzinfarkt. Daher kommt es sehr oft vor, dass Panikpatienten als Notfall mit der Verdachtsdiagnose Herzinfarkt in eine Klinik eingewiesen werden.

Angst kann veranlagt sein

Die Veranlagung zur Entwicklung einer Angststörung entsteht schon sehr früh im Leben und bleibt lebenslang bestehen: Manche Menschen sind besonders stressempfindlich, sie haben ein besonders leicht reizbares vegetatives Nervensystem und sind daher auch für die Entwicklung einer Angststörung besonders anfällig.

Auslöser finden sich in den täglichen Belastungen der betroffenen Patienten, oft auch bereits schon in den Gedanken, die diesen Belastungen vorausgehen und diese bzw. ihre möglichen Auswirkungen “katastrophisieren”. Die Verknüpfung zwischen bedrohlichen Situationen und den vegetativen Äquivalenten von Angst wird in einem Teufelskreis von Vermeidung und Erwartungsangst immer wieder neu gefestigt und funktioniert in beide Richtungen, so dass auch allein die Wahrnehmung normaler körperlicher Funktionen wie eines erhöhten Herzschlags oder Schwitzen bereits Angstgefühle auslösen kann.

Nach Ausschluss organischer Ursachen wird oft jedoch noch nicht die Diagnose einer Angststörung gestellt, sondern eher eine “vegetative Dystonie”, ein “psychovegetatives Syndrom” oder Ähnliches bescheinigt, so dass Angstpatienten oft über Jahre stark verunsichert bleiben. Erst die richtige Diagnose gibt vielen Patienten das beruhigende Gefühl, ernstgenommen zu werden.

Medizinische Abklärung ist besonders wichtig

Dennoch ist es natürlich wichtig, bei Symptomen, die auch eine Herzerkrankungen sein könnten, die körperlichen Ursachen abklären zu lassen. Vor allem, wenn es zum ersten Mal auftritt. Manchmal hilft Betroffenen auch schon das Wissen, dass körperlich alles in Ordnung ist, dabei, sich wieder zu beruhigen. Deshalb ist vor allem bei Symptomen, die das Herz betreffen, der Weg zum Hausarzt und ggf. Kardiologen anzuraten. 

Generalisierte Angst

Eine verminderte Stresstoleranz führt zum vermehrten Auftreten von Angst in eigentlich ungefährlichen Situationen. Dies gilt vor allem für die so genannte generalisierte Angststörung. 60 Prozent der betroffenen Patienten suchen zunächst den Hausarzt auf, dem bei der Versorgung dieser Patienten eine besondere Bedeutung zukommt. Die Behandlung besteht aus einer Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Therapie.

Behandlung von Angsterkrankungen

Eine wirksame stationäre Behandlung, wie sie für einige Patienten erforderlich ist, sollte sich im Hinblick auf den chronischen Verlauf der Erkrankung nicht nur auf die Besserung der unmittelbaren Symptome richten, sondern die verminderte Fähigkeit im Umgang mit Stress in Betracht ziehen.

Die Heiligenfeld Kliniken beziehen diese Sichtweise grundsätzlich in den Therapieablauf mit ein: Im Aufnahmegespräch wird gemeinsam mit dem Patienten ein individueller Therapieplan ausgearbeitet. Gruppentherapieangebote zur Stärkung der Ich-Funktion und zum Umgang mit Konflikten werden ergänzt durch die Vermittlung von Entspannungsverfahren. Auch allgemeines Wissen über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten wird in einer speziellen Gruppe vermittelt. Schwerpunkte weiterer therapeutischer Gruppenarbeit können Körperorientierung, Beziehungsarbeit und der künstlerisch-gestalterische Umgang mit dem eigenen Erleben sein.

Nachdem so die Grundlagen erarbeitet worden sind, wird in Einzeltherapie die konkrete Erlebenswelt des Patienten besprochen und unter Zuhilfenahme der erlernten Techniken und des nun beim Patienten vorhandenen Wissens eine Gestaltung des Alltags geplant. Der Patient ist vor die Aufgabe gestellt, zum Experten in Sachen Stressmanagement, Angstreduktion und vorausschauendem Beurteilen von potentiell angstauslösenden Situationen zu werden. Dies geschieht im Rahmen des stationären Aufenthaltes, wobei Hypothesen zum Auftreten und zum verbesserten Umgang mit den Symptomen der Erkrankung überprüft und im Verlauf modifiziert werden können. Bei der Gruppentherapie werden Situationen getestet sowie Reaktionsmuster geübt und analysiert. Den letzten entscheidenden Schritt stellt dann die Vorbereitung auf das häusliche Umfeld und der Transfer des Gelernten in den Alltag dar. Hierzu nimmt der Patient an speziellen Therapiegruppen teil, die neben der Nachsorge und Vermittlung von Selbsthilfegruppen auch der Umgang mit zu erwartenden Schwierigkeiten zum Inhalt haben. Der ambulant weiterbehandelnde Arzt wird in einem abschließenden Gespräch über die Entwicklungen, Ressourcen und Schwierigkeiten des Patienten während des Aufenthaltes ausreichend informiert.

www.angsterkrankung.heiligenfeld.de

Zuletzt aktualisiert am 03.08.2023

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4 Antworten

  1. Sie sprechen mir aus der Seele. Mir ging es auch einmal so, dass ich in der Notaufnahme war wegen einer Panikattacke.

    Mittlerweile habe ich meine Angst gut im Griff. Auch Dank der Therapie in Heiligenfeld. Schön, dass Sie sich hier im blog solchen Themen widmen!!! Ich lese Ihren Blog sehr gerne.

    Viele Grüße
    L. Meier

  2. Vielen Dank für diesen Artikel Frau Wittmann!
    Viel zu oft wird die Möglichkeit der Stressreduktion durch Achtsamkeit bei Angsterkrankungen in der Therapie außer Acht gelassen. Dabei erlebe ich es in der praktischen Arbeit sehr oft, wie positiv es sich für Betroffene von Angsterkrankungen auswirkt, ihr generelles Stressniveau zu senken und Gefühle und Körperzustände besser zu akzeptieren. Obwohl Achtsamkeit auch in der Psychotherapie endlich ihren Platz gefunden hat, ist die konkrete Anwendung, besonders auch bei Angsterkrankungen noch sehr ausbaufähig.
    Herzliche Grüße aus München

  3. Die Unterscheidung zwischen einem Herzinfarkt und einer Panikattacke kann wirklich verwirrend sein, da sie ähnliche Symptome aufweisen. Aber es ist wichtig zu wissen, dass in der Kardiologie spezielle Tests durchgeführt werden können, um eine genaue Diagnose zu stellen. Wenn du also Zweifel hast, zögere nicht, medizinische Hilfe aufzusuchen. Deine Gesundheit sollte immer an erster Stelle stehen. Und denke daran, Prävention ist der Schlüssel – ein gesunder Lebensstil kann das Risiko von Herzerkrankungen erheblich reduzieren.

  4. Herzrhythmusstörungen sind eine komplexe Angelegenheit, die verschiedene Arten und Schweregrade umfassen. Sie können beängstigend sein, aber die medizinische Versorgung und Behandlungsmöglichkeiten haben enorme Fortschritte gemacht. Von leichten Arrhythmien bis hin zu schwerwiegenderen Fällen gibt es eine Vielzahl von Therapien wie Medikamente.

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