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Dissoziative Störungen
Dissoziative Störungen sind gekennzeichnet durch Ausfallerscheinungen der Wahrnehmung, des Gedächtnisses oder körperlicher Funktionen sowie durch Störungen des Identitätsbewusstseins. Betroffene haben bspw. keine Erinnerung an zurückliegende Ereignisse oder Situationen, leiden an Lähmungserscheinungen oder einer Minderung ihres Seh- oder Hörvermögens.
Die Suche nach einem körperlichen Grund für diese Beschwerden bleibt ergebnislos. Stattdessen liegt dissoziativen Störungen eine psychische Ursache zugrunde, etwa ein stark belastendes Erlebnis oder ein massiver interpersoneller Konflikt.
Zu den dissoziativen Störungen zählen laut Internationaler Klassifikation psychischer Erkrankungen (ICD-10) die folgenden Subtypen:
- Dissoziative Amnesie: Eine Störung des Erinnerungsvermögens. Betroffene sind unfähig, sich an bestimmte Geschehnisse, Situationen und/oder Zeiträume zu erinnern. Der Amnesie vorausgegangen sind meist stark belastende/traumatisierende Erlebnisse.
- Dissoziative Fugue: Betroffene verlassen für einen bestimmten Zeitraum ihr gewohntes Lebensumfeld und begeben sich an einen anderen Ort. Dabei werden die bisherigen Beziehungen (im privaten und beruflichen Bereich, zu Verwandten, Freunden etc.) abgebrochen; die Betroffenen leben mit einer teilweise oder vollständig veränderten Identität. Die für eine normale Bewältigung des Alltags erforderlichen Handlungen werden problemlos ausgeführt. Für Außenstehende wirkt die betroffene Person unauffällig, erlebt selbst jedoch einen Zustand der dissoziativen Amnesie für den fraglichen Zeitraum.
- Dissoziativer Stupor: Willkürliche Bewegungen der Betroffenen sowie normale Reaktionen auf äußere Reize – Ansprache, sonstige Geräusche, Licht oder Berührungen – sind massiv vermindert oder fehlen völlig. Betroffene sind regungslos, wirken wie erstarrt. Auch hier findet sich im Vorfeld häufig ein stark belastendes Ereignis.
- Trance- und Besessenheitszustände: Betroffene verlieren ihre Gewissheit, die Person zu sein, die sie bisher waren, das Gefühl für ihre eigene Identität. Ihre Wahrnehmung ist eingeschränkt, die Sprache und die Mimik teilweise monoton. Mitunter verhalten sich Betroffene so, als seien sie “besessen” oder als würde eine höhere Macht sie kontrollieren.
- Dissoziative Bewegungsstörungen: Hier finden sich teilweise oder vollständige Lähmungen von Körperteilen, die Unfähigkeit zu koordinierten Bewegungen, das Unvermögen, zu gehen oder ohne Hilfe von außen zu stehen. Auch Beeinträchtigungen der Fähigkeit zu sprechen sind zu beobachten, genauso wie Schütteln oder Zittern des gesamten Körpers oder einzelner Teile.
- Dissoziative Krampfanfälle: Plötzliche krampfartige Bewegungen, die große Ähnlichkeit zu einem epileptischen Anfall aufweisen. Ein Bewusstseinsverlust ist jedoch nicht zu beobachten.
- Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen: Beeinträchtigung der normalen Sensibilität der Haut, etwa im Sinne von Taubheits- oder Überempfindlichkeitserleben, Störungen des Seh- und Hörvermögens oder des Geruchssinns.
- Multiple Persönlichkeitsstörung: Innerhalb eines Menschen finden sich mindestens zwei klar voneinander abgrenzbare Persönlichkeiten, mit einer jeweils eigenen Gefühlswelt, eigenen Erlebens- und Verhaltensweisen und Erinnerungen. Die verschiedenen Persönlichkeiten existieren typischerweise vollständig getrennt voneinander, und zu einem bestimmten Zeitpunkt ist jeweils immer nur eine Persönlichkeit “im Vordergrund”.
Im Rahmen psychodynamischer Modelle werden Dissoziationen als Bewältigungs- oder Abwehrmechanismen verstanden. Oftmals geht den dissoziativen Störungen ein extrem belastendes, traumatisierendes Ereignis voraus, und die dissoziative Reaktion stellt ein Mittel der Bewältigung dar, auf andernfalls nicht aushaltbare emotionale und/oder körperliche Belastungen. Als Abwehrmechanismus kann eine dissoziative Symptomatik den Versuch darstellen, für das eigene Selbst nicht akzeptable Bedürfnisse und Triebwünsche zurückzuhalten. Diese werden verdrängt, jedoch kommt die zugrundeliegende Dynamik letztlich doch in Form der dissoziativen oder Konversionssymptome zum Ausdruck.
In allererster Linie kommen zur Behandlung dissoziativer Störungen psychotherapeutische Verfahren zur Anwendung. Eine wertschätzende, empathische und auf den Beziehungsaufbau fokussierte Grundhaltung bildet dabei die Basis aller weiteren Interventionen. Neben der behutsamen Bearbeitung oftmals zugrundeliegender Belastungserfahrungen finden sich körpertherapeutische und verhaltensorientierte Behandlungselemente.
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