Übungen und Tipps zum Umgang mit Panikattacken

Herzrasen, Schwindel, Atembeschwerden, Zittern, Hitzegefühle, Kälteschauer, intensive Angstgefühle: All das können Symptome einer Panikattacke sein. Meist erscheinen die Symptome aus heiterem Himmel und oft steht die Angst vor einem Herzinfarkt im Raum. Wird im Rahme einer körperlichen Untersuchung dieser Verdacht aber ausgeräumt, bleibt oft die Angst vor der Angst und der nächsten Panikattacke übrig. Im Rahmen unserer “Mini-Serie” zum Umgang mit Krisen und Panikattacken gibt der Chefarzt der Parkklinik Heiligenfeld, Dr. Hans-Peter Selmaier, ein paar Übungen und Tipps zum Umgang mit Panikattacken an die Hand, um im akuten Fall wieder in die Selbstregulierung zu kommen.

“Zu akzeptieren schafft Raum für Veränderung”, sagt Dr. Hans-Peter Selmaier.  “Wenn man „radikal“ die Panikattacke annimmt, entsteht mehr Ruhe, als wenn man sich dagegen wehrt.” Es ist zunächst vielleicht unangenehm, andere bei einer Panikattacke zu kontaktieren und Hilfe anzunehmen aus Angst, schwach zu erscheinen. Aber oft reicht es schon, mit einer vertrauten Person zu sprechen, um aus der Panik auszusteigen. 

Ein weiterer Tipp ist, die Gedanken dahin zu lenken, dass eine Panikattacke meist nicht lange dauert und bald wieder vorüber ist. In der akuten Angst ist dieser Gedanke allerdings oft nicht leicht zu fassen. Dennoch kann man es üben. Die Erfahrung, dass die Attacke nicht lange andauert und bald vorüber ist,  hilft bei einer nachfolgenden Attacke ebenfalls. Werden die Panikattacken mehr oder man kann sich selbst nicht mehr genug helfen, ist eine psychosomatische Behandlung bei einem niedergelassenen Arzt oder Ärztin sowie Psychotherapeut*in notwendig. In den Heiligenfeld Kliniken behandeln wir Angststörungen mit einem integrativen Konzept. 

Atemübung “4711”:

Konkret bietet sich als einfache Intervention die einfache Atemübung „4711“ an. Man setzt sich oder legt sich hin. Man atmet 4 Sekunden ein und 7 aus. Das wiederholt man 11 Mal. Die Übung entschleunigt und kann daher auch helfen, wenn Sie Probleme mit dem Einschlafen haben. Auch Singen hilft bei der Atemregulation und schafft Verbundenheit. Diese Übung können Sie auch als Angehörige*r mit einem akut in einer Panikattacke steckenden Menschen machen. 

Sogenannte „Skills“ aus einem „Notfallkoffer“ können helfen. 

Wenn man weiß, dass man zu Panikattacken neigt, kann man sich vorab eine Art “Notfallkoffer” bereit legen. Inhalt kann ein wohliger Duft sein, angenehme Musik, eine scharfe Chilischote oder sogar Schmerzreize, z. B., indem Sie ein Gummiband am Handgelenk befestigen, an dem man leicht zieht und es dann loslässt. Es ist wichtig, für sich das Geeignete zu finden, was hilft, um den negativen Gedankengang zu stoppen.

Ablenken

Ablenken hilft, sich auf etwas Anderes zu konzentrieren. Man kann bewusst auf Umgebungsgeräusche hören oder die Arme mit kaltem Wasser abspülen. Andere Möglichkeiten sind zum Beispiel, rückwärtszuzählen oder sichtbare Gegenstände einer bestimmten Farbe aufzusagen.

Bewegung

Man sollte auch eigenes Zittern  oder Schaukelbewegungen zulassen. Auch sich schütteln kann helfen. Generell hilft es, sich zu bewegen, gerade in einer spielerischen Form.

Verkrampfte Muskeln entspannen sich schneller durch auf und ab hüpfen, durch Ballen der Fäuste und anschließendes Lösen oder die Zehen in den Boden krallenAlternative sind Grimassieren und Lachen oder wildes Herumtanzen.

5-4-3-2-1-Methode

Die 5-4-3-2-1- Methode ist eine einfache Technik. Nach ein paar Atemzügen lenkt man seine Aufmerksamkeit nacheinander auf:

5 Dinge, die man sehen kann, 4 Dinge, die man anfassen kann, 3 Dinge, die man hören kann, 2 Dinge, die man riechen kann und 1 Sache, die man schmecken kann.

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Dr. Hans-Peter Selmaier

Dr. Hans-Peter Selmaier ist Arzt für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychoanalyse sowie für Innere Medizin. Als Chefarzt leitet er die Parkklinik Heiligenfeld in Bad Kissingen und als stellv. Ärztlicher Direktor ist er mitverantwortlich für den gesamten Medizinischen Bereich der Heiligenfeld Kliniken.

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9 Antworten

  1. DANKE für die Übungen!! Den Notfallkoffer kenne ich aus der Klinik. Ich war aufgrund meiner Panikattacken in der Parkklinik und konnte dort lernen, mit ihnen umzugehen. Vor allem die 5-4-3-2-1-Methode hilft mir sehr. Vielen Dank <3

    1. Liebe/-r Reuschi,
      vielen Dank für Ihren Kommentar und das Feedback zu unseren Übungen! Es freut uns sehr, wenn die Tipps und Übungen hilfreich sind und gelesen werden. Was hat Ihnen denn noch dabei geholfen, die Panikattacken zu überwinden?
      Liebe Grüße
      Kathrin Schmitt

      1. Hallo Frau Schmitt,
        mein Klinikaufenthalt hat mir viele Dinge gezeigt. Warum ich Panikattacken habe, welche Trigger sie auslösen etc. Ich habe gelernt, schnell zu handeln, wenn sie kommen und nicht überrascht zu sein. Die genannten Übungen habe ich viel trainiert und mir damit Ressourcen geschaffen, die mir in den Momenten helfen.
        Für mich waren außerdem die Elemente Tanz und Rhythmus sehr wichtig in Ihrer Klinik und zu merken, wenn ich gegen meine Bedürfnisse lebe.

        VG

    2. Finde ich Mega cool, dass das Thema Panikattacken immer mehr in den Fokus kommt und immer mehr aufmerksam bekommt. Ich selbst bin zum Glück noch von Panikattacken unberührt geblieben, allerdings gibt es einige Leute in meinem Bekanntenkreis, die leider damit zu kämpfen haben. Aber an sich natürlich ein mega wichtiges und auch spannendes Thema wie ich finde.

  2. Sehr geehrte Damen und Herren,
    Ich begleite beim SES/VerA ehrenamtlich junge Menschen in der Berufsausbildung und stelle immer öfters fest das die junge Menschen Probleme haben sich auf eine Lernsituation einzulassen wenn sie nach der Arbeit bei mir zur Begleitung erscheinen.
    Seit langem mache ich mir Gedanken wie sie aus diesem Teufelskreis des Konsums der “Sozialmedien immer erreichbar”, “den täglichen Arbeitseindrücken””körperlichen Belastung” herauskommen.
    Gibt es Methoden ein Teil des Speichers für bestimmte Situationen freizuschaufeln?

    Mit freundlichen Grüßen

    Horst-Peter Witt

    1. Sehr geehrter Herr Witt,
      Sie sprechen einen wichtigen Punkt an, der auch viele unserer Patientinnen und Patienten betrifft: Die Verarbeitung der Informationsflut und das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, können krank machen. Wir arbeiten in unseren Kliniken mit dem Konzept der Achtsamkeit. Achtsamkeitsübungen helfen uns dabei, bei uns selbst anzukommen und “Speicher freizusetzen”. Vielleicht kann man solche Übungen für die jungen Menschen anbieten?

      Herzliche Grüße
      Kathrin Schmitt

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