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Mein inneres Kind – Ansätze aus der Psychotherapie

Junge Mutter sitzt vor einem Spiegel und sieht ihr inneres Kind darin.

Jeder hat es schon erlebt, in einer scheinbar unbedeutenden Situation von der eigenen Reaktion überrascht zu sein. Emotionen und Gedankengänge, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben, tauchen auf und spiegeln sich im eigenen Verhalten wider. Wenn so etwas geschieht, wurden möglicherweise unbewusst alte, unverarbeitete Erfahrungen aus der Kindheit berührt und ausgelöst. In solchen Momenten spricht man vom „inneren Kind“ – einem Konzept, das hilft, frühere Verletzungen sichtbar zu machen und den Weg zur Heilung zu öffnen.

In diesem Beitrag erfahren Sie, was mit dem „inneren Kind“ gemeint ist, welche Bedeutung es in der Psychotherapie hat und wie man ihm begegnen kann, um mehr Selbstakzeptanz und größere emotionale Freiheit zu gewinnen.

Was ist das innere Kind?

Im Kindesalter werden wir in vielerlei Hinsicht geprägt, besonders durch Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen. Mit Prägungen sind frühere Erfahrungen gemeint, die langfristig wirksame Muster im Denken, Fühlen, Verhalten und Wahrnehmen generieren können. Die Summe an Kindheitsprägungen, die unbewusst bis ins Erwachsenenalter fortbestehen, bezeichnet man als das innere Kind. Es umfasst all die negativen Erfahrungen, wie alte Wunden, Sorgen und Ängste, die wir seit unserer Kindheit in uns tragen. Gleichzeitig beinhaltet es auch die positiven Erfahrungen, wie Freude und Sicherheit, die wir damals erlebt haben. Beide Erfahrungen prägen unser späteres Leben maßgeblich und spiegeln sich in ganz alltäglichen Situationen wider. Beispielsweise reagiert Jonas bei einer Filmentscheidung gereizt. Lea ist verwirrt und versteht nicht, wo das Problem ist, während es sich für Jonas unbewusst so anfühlt, als würde seine Meinung, genauso wie in seiner Kindheit, wieder nicht zählen. Lea hingegen wirkt sofort unsicher, weil sie als Kind häufig als „problematisch“ bezeichnet wurde. Wenn Jonas verstimmt reagiert, befürchtet Lea sofort, etwas falsch gemacht zu haben. Auf diese Weise entwickelt sich aus einem kleinen Entschluss im Hier und Heute ein Streit, der in Wahrheit von alten Erlebnissen bestimmt ist.

Um für die eigenen Reaktionen ein tieferes Verständnis zu erlangen, lohnt es sich, einen Blick auf die unterschiedlichen Faktoren zu werfen, die besonderen Einfluss auf die kindlichen Prägungen haben:

Erfüllung der Grundbedürfnisse

Werden als Kind die zentralen Grundbedürfnisse wie Beachtung, Nähe, Verständnis und Raum für eigene Gefühle nicht erfüllt, entwickelt das Kind Bewältigungsstrategien, um dennoch Beziehung und Sicherheit zu bekommen. Es passt sich überwiegend an, unterdrückt Gefühle wie Wut oder den eigenen Willen und übernimmt Verantwortung für das Gelingen der Beziehung. Dadurch bilden sich später einschränkende Überzeugungen („Ich darf niemandem zur Last fallen“) und Muster wie Anpassung oder Rebellion gegenüber anderen Menschen.

Einfühlsames Verhalten der Eltern

Wenn Eltern keinen guten Zugang zu ihren eigenen Gefühlen haben, unterdrücken sie ihre Gefühle und tun dies auch oft mit den Emotionen des Kindes. Dadurch reagieren sie häufig abwertend und hilflos, und das Kind lernt, dass seine eigenen Gefühle unerwünscht oder fehl am Platz sind. Haben Eltern hingegen einen guten Umgang mit ihren eigenen Emotionen, können sie die Gefühle ihres Kindes wahrnehmen, benennen und unterstützen. So lernt das Kind, seine Gefühle zu verstehen und das innere Erleben wird positiv geprägt.

Kindheitstrauma und seine Folgen im Erwachsenenalter

Vergangene traumatische Erlebnisse hinterlassen oft tiefe Spuren in der Psyche eines Menschen. Wie fühlen sich psychische Folgebelastungen im Erwachsenenalter an?

Was ist das innere Kind in der Psychotherapie?

In der Psychotherapie erklären die Grundannahmen zum Konzept des inneren Kindes, dass jeder Mensch kindliche Prägungen in sich trägt und diese wiederum das Verhalten als Erwachsene beeinflussen. Wenn wir demnach in der Kindheit verletzt oder emotional vernachlässigt wurden, wirken diese Wunden weiter. Heilung ist möglich, wenn wir Kontakt zu diesen Anteilen aufnehmen und sie verstehen. Aus diesem Grund wird das Konzept des inneren Kindes als eine Form der aufdeckenden Psychotherapie angesehen, bei der verdrängte Erinnerungen, Gefühle und Konflikte aus der Kindheit bewusst gemacht und anschließend neu verarbeitet werden. Gleichzeitig werden mit der Inneren-Kind-Arbeit folgende Ziele verfolgt:

  • Der Aufbau einer zugewandten und schützenden Beziehung zwischen dem kindlichen Anteil und dem erwachsenen Selbst.
  • Wiederentdeckung der Lebensfreude, Feinfühligkeit und Intuition.
  • Transformation alter Glaubenssätze.
  • Emotionaler Abstand zu alten Wunden aus der Kindheit.

 

Welche Kritik gibt es an dem Konzept des inneren Kindes?

Bei manchen Menschen kann die intensive Rückschau auf die Kindheit auch negative Folgen haben. Betroffene verharren innerlich in früheren Erfahrungen, finden nur schwer zurück ins Hier und Jetzt, bleiben in ihren alten Emotionen stecken oder erleben diese immer wieder. Dadurch geraten sie in eine passive Haltung, in der die Handlungsfähigkeit deutlich eingeschränkt ist. An dieser Stelle ist es ratsam, professionelle Unterstützung hinzuzuziehen, um nicht in alten Erinnerungen hängenzubleiben.
Einige reagieren enttäuscht, wenn sie merken, dass die Arbeit mit dem inneren Kind nicht so erfolgreich verlief, wie es in manchen Ratgebern geschrieben steht. Grund dafür ist die Komplexität psychischer Probleme, die man vergeblich mit einer vereinfachten Darstellung des inneren Kindes zu lösen versucht. Das verletzte innere Kind wird zur Ursache aller Probleme. Allerdings ist dieses Konzept vielmehr ein Hilfsmittel und dient als eine bildliche Veranschaulichung zur Erklärung aktueller Verhaltensweisen im Zusammenhang mit früheren Prägungen und Bedürfnissen. Weiterhin birgt eine psychische Instabilität während der Auseinandersetzung mit dem inneren Kind ein erhebliches Risiko. Fehlt die notwendige innere Stabilität, kann es zu akuten psychischen Belastungen kommen. Daher ist eine psychotherapeutische Begleitung dieses Prozesses ausdrücklich zu empfehlen.

Wie kann ich gut für mein inneres Kind da sein?

Im Folgenden werden Hinweise gegeben, die dabei unterstützen können, mit dem inneren Kind in Kontakt zu treten und es zu stärken. Diese Methoden ersetzen jedoch keine professionelle Begleitung und sollten am besten im Rahmen einer therapeutischen Unterstützung angewendet werden. Zudem ist eine ausreichende mentale Stabilität wichtig, um die beschriebenen Übungen sicher und hilfreich umzusetzen.

Mit dem inneren Kind ins Gespräch kommen

Um mit dem kindlichen Anteil in Kontakt zu treten, kann ein imaginäres Gespräch sehr hilfreich sein. Auf diese Weise treten erste Bedürfnisse und Gefühle hervor und werden bewusster wahrgenommen. Eine einfache Übung besteht darin, sich in einer ruhigen Umgebung vorzustellen, dem inneren Kind direkt gegenüberzustehen und es liebevoll anzusprechen.

Reaktionen reflektieren

Das bewusste Beobachten des eigenen Verhaltens und typischer Reaktionen kann helfen, verborgene Gefühle und alte Verletzungen wahrzunehmen. Besonders starke emotionale Reaktionen sind oft ein Hinweis darauf, dass ein sensibler Punkt getroffen wurde. Die Frage „Welcher Teil in mir fühlt sich gerade verletzt, dass ich so reagiere?“ kann dabei unterstützen, Kontakt zum inneren Kind herzustellen.

Mein verletztes inneres Kind annehmen

Es ist wichtig, die eigenen Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse und Erinnerungen zu akzeptieren. Das innere Kind braucht Anerkennung und nicht Ablehnung. Die eigenen Gefühle sollen gesehen und erspürt werden dürfen. Selbstakzeptanz bedeutet nicht, dass man alles an sich selbst toll finden muss, sondern ohne Beurteilung wahrzunehmen, was ist. Durch diese Akzeptanz entspannt sich das verletzte Kind und es lösen sich innere Spannungen.

Den inneren Erwachsenen fördern

Mit Hilfe der erwachsenen Stimme sollen alte Wunden aus der Kindheit aus einer sicheren und reflektierten Perspektive betrachtet werden. Für die Heilung des inneren Kindes ist es entscheidend, dass der innere Erwachsene bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Affirmationen wie „Mein inneres Kind fühlt sich verletzt, aber als Erwachsene bin ich sicher und für mich da“ können dabei helfen, emotionalen Abstand zu früheren Verletzungen zu gewinnen. Methoden, wie Meditation, bewusstes Atmen oder innere Dialoge begünstigen dieses Verhältnis zum inneren Kind zusätzlich.

Psychotherapie in den Heiligenfeld Kliniken

Bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angst– und Essstörungen oder Suchterkrankungen ist Psychotherapie das Mittel der Wahl. Die Auseinandersetzung mit dem inneren Kind kann im Rahmen einer solchen Therapie professionell begleitet werde – auch in unseren Heiligenfeld Kliniken

Weiterführende Inhalte

Die bewusste Auseinandersetzung mit Emotionen ist ein zentraler Bestandteil unserer therapeutischen Arbeit. Wenn Sie sich tiefer mit den daraus resultierenden Gefühlen oder Ansätzen aus unserem Konzept beschäftigen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Inhalte:

Kann man Urvertrauen lernen?

Wie Psychotherapie hilft, Sicherheit neu zu erleben.

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Quellen


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Bild von fachlich geprüft durch: Rene Greiner

fachlich geprüft durch: Rene Greiner

René Greiner ist Diplom-Psychologe in den Heiligenfeld Kliniken.

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Kathrin Schmitt
Kathrin Schmitt ist Kommunikationsmanagerin und für verschiedene Kommunikationsprojekte und das komplette Content Management verantwortlich. Schreiben gehört zu ihren größten Leidenschaften.
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Kathrin Schmitt
Kathrin Schmitt ist Kommunikationsmanagerin und für verschiedene Kommunikationsprojekte und das komplette Content Management verantwortlich. Schreiben gehört zu ihren größten Leidenschaften.

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