Tanztherapie bei psychosomatischen Erkrankungen

Frei nach einem Zitat von Nietzsche “Man muss das Leben tanzen” ist die Tanztherapie in den Heiligenfeld Kliniken wichtiger Bestandteil des kreativtherapeutischen Konzepts. Helga Köhler, Tanz- und Körperpsychotherapeutin, arbeitet seit 15 Jahren in den Heiligenfeld Kliniken und leitet die Tanztherapie. Im Interview erklärt sie, warum Tanzen so gut für die Seele ist.

Helga Köhler
Helga Köhler

Frau Köhler, in den Heiligenfeld Kliniken bieten Sie Tanz- und Rhythmustherapie an. Was ist hier der Unterschied?

Bei der Rhythmustherapie beobachtet man, was durch die Herausforderung des Rhythmus in einem passiert. Die Rhythmustherapie ist eher strukturbildend, ähnlich wie die Gruppe “Kreative Medien”. Die Tanztherapie hingegen ist eher aufdeckend. Aufdeckend bedeutet alte Verletzungen aufzudecken und neu zu integrieren. Es ist ein tiefmenschliches Bedürfnis, sich auszudrücken. Sonst können wir nicht kommunizieren. Durch die Tanztherapie lerne ich, einen authentischen Ausdruck zu bekommen, also das zu tanzen, was ich fühle.

Für wen ist die Tanztherapie geeignet?

Die Tanztherapie ist besonders für jene Menschen geeignet, die selbst große Hemmungen verspüren und keinen guten Zugang zu ihren Gefühlen haben. Durch den Tanz kommen wir ähnlich wie bei der Arbeit mit kreativen Medien unseren Gefühlen näher. Wir drücken aus, was wir fühlen. Häufig können die Patienten ihre Gefühle dann erstmal direkt erleben und annehmen. Menschen mit Depressionen spüren z. B. mal wieder ihre Lebendigkeit und Freude. Das ist was Wunderbares.

Wie kann man sich eine solche Therapieeinheit vorstellen?

Zuerst machen wir eine Befindlichkeitsrunde. Dort kann jeder sagen, wie er sich aktuell fühlt. Dann folgt eine Übung zur Erdung und zur Zentrierung. Wie bin ich in der Realität? Und wie fühle ich mich in meiner Mitte? Das sind die zentralen Fragen in diesem Element. Danach steigen wir ins Thema ein. Ein Thema kann z. B. sein: Wie gehe ich mit meiner Energie um? Gerade bei Angstpatienten ist das ein wichtiges Thema. In der Tanztherapie lernen wir, unsere Energie nicht runterzudrücken – wie Angstpatienten das fast immer versuchen -, sondern lernen, damit auf eine gesunde Art umzugehen und sie zu verstehen. Die Patienten können die Angst nicht ignorieren, sondern sie bleiben dabei und merken, wie durch Bewegung Spannung abgebaut wird. Und je mehr man diese Verhaltensveränderung trainiert, desto weniger können mich angstbesetzte Situationen beeinflussen. Wir lernen tiefer zu atmen, statt die Luft anzuhalten oder anzusprechen, was mich beängstigt, statt es zu ignorieren. Oft kommt es dann auch zu körperlichen Erscheinungen wie zittern oder vibrieren. Aber das ist gut. So lässt man die Energie los.

Was kommt dann?

Wenn das Thema klar ist, dann starten wir in die Praxis. Wir schütteln uns aus, spüren in uns hinein und kommen durch den Atem mit uns selbst in Kontakt. Dann gehen wir in den Tanz. Das ist immer sehr spannend zu beobachten, wie die Teilnehmer nach und nach aus sich herausgehen. Am Schluss machen wir noch eine Abschlussrunde. Wer möchte, kann sich mitteilen. Sollte das nicht ausreichen, dann können die Patienten am nächsten Tag in unsere Sprechstunde kommen, um das Erlebte ausführlicher zu besprechen.

Was bringt den Patienten die Tanztherapie?

Wie schon gesagt, kommen viele Patienten das erste Mal so richtig in Kontakt mit ihren Gefühlen. Sie können bei sich sein und gleichzeitig aber auch mitbekommen, was um sie herum geschieht. Sie lernen, dass sie lebendig sind und stabil in dieser Welt stehen. Wenn Gefühle hochkommen wie Trauer und Wut, dann lernen sie, dass es gut ist, dass diese Gefühle da sind. Sie sind notwendig, um gesund zu bleiben. Die Patienten lernen, dass ihre Gefühle einen Platz im Leben brauchen. Oft kommen Dinge oder Erlebnisse aus dem Unbewussten hervor, die auch manchmal unangenehm sind, aber zum ersten Mal gesehen und bearbeitet werden können. Das sorgt für eine große Erleichterung.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Köhler!

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